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Wenn alles ganz anders kommt - Wo ist meine Selbstbestimmtheit hin?

Ganz schön schwanger
Direkt im zweiten Zyklus werde ich schwanger. Toll und das kurz nach der Hormonspirale. Hätte nicht gedacht, dass es wirklich so schnell klappen würde. Meine beiden Schwestern sind bereits schwanger, ich bin die dritte im Bunde.

Wie jedes Mal freue ich mich riesig über die zwei Streifen. wie kann man sich nur so wahnsinnig über 2 Streifen freuen?

Allerdings bekomme ich nur kurze Zeit später leichte Blutungen. Es geht also Sonntagabend ins Krankenhaus, da meine Frauenärztin erst in zwei Wochen aus dem Urlaub zurück kommt. Ich gehe alleine in den Kreißsaal, während mein Mann bei den anderen Kindern bleibt. 

Überraschung

Bei der Erstuntersuchung wird die Schwangerschaft zunächst bestätigt und es wird ein Ultraschall gemacht, weil der HCG-Wert schon relativ hoch ist. Und da spricht der Arzt auf einmal von Zwillingen. Ich bin mir ganz sicher mich verhört zu haben und frage noch mal nach. Dann zeigt er mir die zweite Fruchthöhle. In mir steigt Panik auf, denn ich befinde mich gerade mitten in den Vorbereitungen meiner Bachelorarbeit und die mit Zwillingen zu wuppen erscheint mir unmöglich. Zumal da ja auch noch 3 andere Kinder sind.
Viel von dem, was der Arzt sagt, verstehe ich nicht mehr. in meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Zu gerne hätte ich jetzt meinen Mann an meiner Seite. Ich soll zur Beobachtung noch eine Nacht da bleiben - ich bin einverstanden, denn eigentlich will ich jetzt nur noch zu meinem Mann und mich mit ihm unterhalten und der wartet vorm Kreißsaalbereich.
Als er die Neuigkeiten erfährt, fällt ihm alles aus dem Gesicht, dennoch spricht er mir Mut zu, dass wir das schon schaffen werden.

Der Arzttermin

Die Zeit bis zum 23. November zieht sich wie Kaugummi. Zum Glück steht mein Praktikum beim Kinderschutzbund an, das mich ein wenig ablenkt.
Dann folgt die Erleichterung, gemischt mit Trauer. Die zweite Fruchthöhle ist zwar noch eine zeitlang gewachsen, aber es ist kein Herzton zu finden. Da sich das Ei direkt über den Muttermund gelegt hatte, konnte es sich nicht einnisten, daher wohl auch die leichten Blutungen.
Der Geburtstermin wird zunächst für den 23.6.2010 festgelegt.

Beim nächsten Termin Anfang Dezember wird der Termin auf den 7.7 korrigiert. Lustig, denn mein eigener errechneter Termin war ebenfalls der 7.7. Allerdings bin ich dann am 5.7 gekommen. Spannend, denn meine Omi hat auch mit mir am 5.7 Geburtstag.
Die Zeit rast davon - ich bin gut beschäftigt. Drei Kinder und Vollzeitstudium und dazu das Praktikum. Auch hier 2 schwangere Mamis. Darüber freue ich mich sehr.
Geburtsvorbereitung? Auf jeden Fall!
Auch dieses Mal gehe ich zum Geburtsvorbereitungskurs. Ich spüre, dass ich diese Zeit für mich und das Baby brauche. Schön im Wechsel hat sich ein kleiner Junge angekündigt. Wir freuen uns riesig. Dieses Mal bin ich bei einer anderen Hebamme im Kurs, als die letzten zwei Male. Gleich in der ersten Stunde bittet sie uns einen Brief zu schreiben, den sie uns nach der Geburt zusenden will. Zuerst tue ich mich schwer, doch während ich mich dafür öffne, fangen die Worte zu fließen an. 
Heute ist der erste Abend von meinem 4. Geburtsvorbereitungskurs. 
Zeit für mich und das Baby, um uns vorzubereiten auf die kommende Zeit. 
Mit der Vorbereitung kommt Angst aber auch Freude auf. Angst vor den Schmerzen und vielleicht unschönen Überraschungen und Freude einen weiteren Sohn in den Arme zu halten. Freude & Spannung wie unsere Kinder auf das Baby reagieren, aber auch wie der Papa reagiert. Ist für ihn dann vielleicht doch alles ganz neu, spannend und schön? 
Wird es wirklich noch anstrengender?  Ist unsere Familie nun komplett? 
Werde ich ruhiger, geduldiger und entspannter sein? 
Wie wird das Baby sein?  Friedlich und glücklich? 
Es ist wie ein Überraschungsei. Gespanntes Warten,  was auf mich/uns zukommt.
Auf jeden Fall wird alles anders und neu sein. 
Julia 

Insgesamt erweist sich der Kurs als unglaubliche Bereicherung. Ich lerne viele tolle Frauen kennen und sammle viele neue Erfahrungen. 

Es geht los
Tatsächlich bekomme ich in der Nacht auf den 5.7 Wehen. Am 4.7 kommen wir gegen 23 Uhr im Kreißsaal an. Da ich einen Streptokokkenvermerk habe, bekomme ich eine Antibiose. Meine erste Geburt mit Zugang. Den habe ich bis jetzt nie gebraucht - zum Glück. Unter Wehenschmerzen ist der mehr als störend für mich. Im Kreißsaal ist viel los. Allerdings nichts Gutes. 3 Notkaiserschnitte bis jetzt. Zunehmend verschwinden meine Wehen. Die Hebamme wirkt sehr gestresst und ich bekomme Angst.
Als gegen 2 Uhr Stillstand bei mir herrscht und die Hebamme mit anderen schwierigen Fällen belastet ist, sich also auch nicht an geburtseinleitende Unterstützung wagen will, werde ich auf Station verlegt. Mein Mann fährt nach Hause um zu schlafen und den Babysitter zu informieren.
In dieser Nacht schlafe ich schlecht. Allerdings nicht wegen irgendwelcher Wehen. Die sind weg. Vielmehr nehmen die Ängste zu. Drei Mal ist alles gut gegangen, was wenn es dieses Mal anders läuft? 

Geburtstag mal anders
Am nächsten Morgen - mein Geburtstag wohl gemerkt - muss ich nochmal zum CTG und zur Untersuchung. Dort treffe ich eine Freundin, die ihren Sohn entbindet. 
Da es nun nicht mehr nach anstehender Geburt aussieht, trotz leicht geöffneten Muttermund, entscheiden wir nach Hause zu fahren, bis sich die Geburt erneut ankündigt. 
Traurig und frustriert fahre ich mit meinem Mann wieder nach Hause. auch meine Freundin kann mich nicht wirklich aufmuntern. Meine beiden Schwestern haben ihre Babys seit Mai und Juni. aber da will ich jetzt auch nicht hin. ich leide still vor mich hin. Andererseits bin ich auch froh, denn wäre es anders gekommen, würde mein Geburtstag zukünftig wohl eher untergehen.

Nach dem Countdown ist vor dem Countdown
Der Geburtstermin verstreicht und bei mir regt sich gar nichts. Außer mein Verstand, der durchdreht. Da wir auch dieses Mal mit einer vorzeitigen Geburt gerechnet haben, geht der Urlaub meines Mannes dem Ende zu. Der 17.7 ist sein vorerst letzter Urlaubstag. Zu allem Übel muss ich nun alle 2 Tage zum CTG in den Kreißsaal. Und jeder der schon Kinder hat, weiß wie es ist im Kreißsaal zu lauschen. Nur ein Ton und die Erinnerung ist komplett! 
Zu Hause leide ich zunehmend an starken Depressionen, wie sie mir völlig unbekannt sind. Ich wünsche mir den Tod des Babys und auch meinen eigenen. Meine Familie tut mir leid, ich wünschte ich könnte mich normal fühlen. Ich bin unendlich verzweifelt, Ohnmachtsgefühle machen sich breit. Ich weine viel. Ich frage mich, warum ich es nicht bei drei Kindern belassen habe. Wie konnte ich mich bloß in diese Lage bringen? Wieso habe ich mir unbedingt noch ein Baby gewünscht? Es war doch alles toll und gut, so wie es war. Ich hadere mit meinem himmlischen Vater. Kann nicht verstehen, warum es mir so geht, wie es mir geht. Immer wieder versuche ich mich zusammenzureißen für die Kinder, für meinen Mann. Und dann sind da die anderen, die mich fragen, ob das Baby immer noch nicht da ist und wann ich denn Termin habe. Ich mag gar nicht mehr zum Kindergarten gehen, oder sonstwohin, wo ich auf bekannte Gesichter treffe. Wenn ich rausgehe, dann in den Wald. Dort ist es kühl und einsam. Das was ich brauche.
Als bis zum 14.7 immer noch nichts passiert ist, bitte ich im Kreißsaal darum dass spätestens am 16.7 eingeleitet wird, damit ich noch übers Wochenende im KH bleiben kann, um wenigstens etwas Ruhe zu haben, ehe der Alltag losgeht. An diesem Tag haben mein Mann und ich während des Kontrollctgs die Gelegenheit das Ende einer Geburt mitanzuhören. Zunächst litten wir mit und als der erste Schrei des Neugeborenen ertönte, liefen uns die Tränen über die Wangen. Geburten sind so magisch! Ein derartiges Hörspiel würde ich mir allerdings nicht zulegen.
Nach der Absprache mit dem Chefarzt kehrt bei mir zumindest etwas Entspannung ein. Auch meine "Spezialakupunktur" hilft mir nun und die Ängste schrumpfen. 
Körperlich fühle ich mich wie ein Walross. Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Bauch jemals so riesig war.

Der große Tag
Am 16.7 geht es morgens früh auf 7 Uhr ins Krankenhaus. Ich muss diverse Zettel lesen, ausfüllen und unterschreiben. Da ich keinen Wehentropf möchte, wird mir eine Tablette empfohlen, die eigentlich gegen Magengeschwüre ist und ganz toll Wehen verursacht.... allerdings zu günstig, als dass die Pharmaindustrie sie als geburtseinleitende Methode patentieren lässt. Ich bin trotzdem einverstanden. Immerhin kann man sich dennoch frei bewegen und es ist weniger unangenehm als diverse vaginale Methoden.
Ich werde nochmal genau untersucht und es wird ein Ultraschall gemacht. Das Baby liegt perfekt und alles ist bestens. Der kleine Floh wird auf 3800g geschätzt. Gut denke ich etwas größer als die anderen drei.
Dann komme ich ans CTG und es gibt die erste Vierteltablette. Im Anschluss sollen wir uns auf Station melden und ein Zimmer beziehen. Es ist kaum etwas los. Außer ein wenig Betrieb der Gyn, die nun mit der Entbindungsstation zusammengelegt wurde. Dann werde ich von einer Schwesternschülerin gefragt, ob sie bei der Geburt dabei sein könne,  da dass für ihre Ausbildung wichtig sei und ich ja eine erfahrene Mutter. Obwohl es mir komisch erscheint, stimme ich zu. Denn eigentlich hatte ich ja ziemlich tolle Geburten bis jetzt.
Dann gehen wir spazieren. Zeit für uns. Zeit zum Reden. Zeit die Sonne zu genießen.
Dann gibt es ein weiteres CTG und eine halbe Tablette.
Da bis mittags nichts passiert ist, fährt mein Mann zum Essen nach Hause. Ich esse auf Station und versuche ein bisschen zu schlafen. Gegen 14 Uhr kommt mein Mann zurück und wir spazieren erneut. CTG und immer noch nichts. Gedanklich stellen wir uns auf eine lange Nacht ein. 
Da wir Bedarf nach Seelenfutter - Schokolade - haben, wir eh spazieren sollen und ich auch noch 2er Windeln holen möchte, gehen wir zum Marktkauf. Etwa 15 Minuten zu Fuss. Gegen 16 Uhr sind wir zurück auf Station und ruhen uns noch mal aus. Bevor es wieder runter geht - nun die Dreivierteltablette - gehe ich zur Toilette und bemerke mini Blutschlieren. Endlich passiert mal irgendwas. Um 16.35 kommen wir fröhlich lachend am Kreißsaal an und ich werde ans CTG angeschlossen. Die Hebamme kümmert sich um die nächste Tablette.

Der Spaß ist vorbei  
Plötzlich packt mich eine heftige Wehe. Ich springe auf und stütze mich auf den Tisch mit dem CTG-Gerät. "Es geht los, sag sofort der Hebamme wegen der Antibiose Bescheid!" Die Antibiose muss eine halbe Stunde vor der Geburt durchlaufen. Ich glaube nicht, dass das noch klappt. Eine Antibiose hatte ich zwar am 4.7. aber die ist schon zu lange her. Mein Mann holt die Hebamme, Becher mit der Tablette in der Hand. Sie will nach meinem Muttermund gucken - 9cm. 
Ohne mich untenrum wieder anzuziehen, geht es im Eiltempo Richtung Kreißsaal. Die Wehen kommen in kurzen Abständen und sind überaus stark.
Dann hänge ich an der Sprossenwand und mein Mann hält den Beutel mit der Antibiose in die Höhe. Ich sage noch irgendwas wegen der Schwesternschülerin, die es wohl nicht mehr schafft und schreie gleichzeitig nach einem Kaiserschnitt. Ich will auf keinen Fall ins Bett. Ich will aufrecht, stehend am liebsten, entbinden. Die Hebamme will mich ins Bett verfrachten - immerhin habe das eine Sitzposition. Ich weigere mich und verfluche schreiend die verdammten Schmerzen. Die Ärztin erscheint in der Tür und kurz nach ihr die Schwesternschülerin, völlig außer Atem. Immer wieder wird mir gesagt, dass ich zum Bett rüber soll. Ich hänge ins Tuch gekrallt vor der Sprossenwand und will mich keinen Millimeter bewegen. Ich weigere mich hartnäckig - Bett bedeutet für mich aufgeben. Aufgeben meiner Selbstbestimmtheit. Und das ist das schlimmste für mich. Meine Beine zittern stark während der Wehen. Ich schreie vor Schmerzen, will nicht mehr. Will nur noch nach Hause.
Mein Mann überzeugt mich, mich aufs Bett zu setzen, weil meine Beine so zittern und meine Kraft nachlässt. Widerwillig gehe ich. Die Antibiose ist durch und wird entfernt. Die Ärztin spritzt irgendwas gegen die Schmerzen - mir ist alles egal. Aufgegeben, denke ich, als die Presswehen beginnen. Die Fruchtblase platzt und die Hebamme erhält eine unfreiwillige Dusche. Während ich presse, habe ich das Gefühl auseinander gerissen zu werden. Dann ist der Kopf da "Sooo viele Haare!" Ich darf fühlen. Mit neuer Kraft und der nächsten Wehe, ist er da. Um 17.04. Vor einer Stunde waren wir noch im Marktkauf. Kaum zu glauben. 
Er wird auf meine Brust gelegt "Er ist sooo schwer und groß" und ganz blau und so viele schwarze Haare. Er sieht aus wie ein Sumo-Ringer. Dann kommt der erste laute, wirklich laute und sehr kräftige Schrei. Ich begutachte ihn und bin erfüllt von Liebe. Liebe und Scham. Scham für alle furchtbaren Gedanken der letzten Woche. Ich verspreche ihm, alles wieder gut zu machen. Für ihn da zu sein, wann immer er mich braucht.

Die Nachgeburt ist zwar unangenehm, aber nach dem Riesenbaby, das gerade aus mir geflutscht ist, eher unbedeutend.
Dann werde ich genäht. Dieses Mal empfinde ich es als noch unangenehmer, denn nun starrt zusätzlich zur Ärztin, auch noch die junge Schwesternschülerin auf meinen aufgeplatzen Unterbleib.
Mein Mann macht erste Fotos, während die Hebamme, den stolzen Kerl vermisst und einkleidet.
Ganze 4410g bringt er auf die Waage und stolze 56 cm - was für ein Riese. Von wegen 3800g....

Dann geht der "frischgebackene" Papa telefonieren und ich möchte aufs Klo. Die Hebamme ist allerdings mehr als giftig und schlecht gelaunt - ich vermute die unfreiwillige Dusche. Sie lässt mich nicht und stellt mir stattdessen eine Metallschüssel unter den Allerwertesten. Soll ich lachen oder weinen? Ich kann mich beim besten Willen nicht entspannen. Der kleine Mann weint im Bettchen und ich liege auf der Metallschüssel. Als die Ablösung kommt und mich aufs Klo schickt. Fit bin ich, wenn auch etwas zittrig von der Blitzgeburt - keine 20 Minuten. Der Wahnsinn. Dann darf ich schmusen - endlich!

Ich staune über die vielen Haare und dieses Riesenbaby. Blau ist er immer noch, aber das hat gar nichts mit Sauerstoffmangel zu tun. Auch die Augen sind teilweise blutunterlaufen. Ein riesen Hämatom weil es so unglaublich schnell ging. Der arme kleine Mann. Ich hoffe, dass es ihm nicht weh tut. Das Anlegen klappt auch sofort. Allerdings scheint er Fruchtwasser verschluckt zu haben, da es ihm immer wieder hoch kommt. 
Noch am selben Abend bekommen wir Besuch. Die Kinder sind ehrfürchtig und neugierig. Und so unendlich liebevoll.
So viel Liebe in einem Raum! Ich bin glücklich. Ein Gefühl, das ich in der letzten Zeit nur selten hatte. Umso dankbarer bin ich nun. 

Abends will die Stationsschwester, die Nachtschicht hat, meinen Sohn mitnehmen - sie hat wohl sonst nichts zu tun. Ich weigere mich, denn es ist mein viertes Kind. Sie labert irgendwas von Krankenhausbestimmungen und meint ich solle mich erstmal ausschlafen. Dann nimmt sie ihn einfach mit. 
Ich bin wütend. Warum hat mich diese Frau so überrumpelt? Nach 2 schlaflosen Stunden gehe ich zum Neugeborenenzimmer. Als Erklärung sage ich noch, dass ich unter diesen Bedingungen eh nicht schlafen kann und außerdem die Milchbildung in Gang bringen möchte. Dann schiebe ich mein Baby ins Stillzimmer und schließe die Tür. Ich atme tief durch und nehme mein Baby in den Arm. Falls die Dame nochmal vorhat mein Baby an sich zu reißen, nehme ich meine Sachen und lass uns abholen. Oder ich unterschreibe, dass ich die volle Verantwortung für mein Kind übernehme. Dazu kommt es zum Glück nicht.

Am Samstag früh werde ich meinen Zugang endlich los. was für eine Erleichterung. Als ich mit meinem Sohn später am Vormittag Richtung Säuglingszimmer schiebe, ist auf einmal überall Blut. Während ich mich noch frage, woher das ganze Blut kommt, sehe ich meine Hand. Ich rufe eine Schwester. Zum Glück bin ich fast direkt neben dem Schwesternzimmer. Eine Schwester zieht mich mit rein. Ich halte meine Hand hoch und sie holt Verbandsmaterial. Anscheinend hatte sich ein Pfropf am Zugang gebildet, der sich nun gelöst und die starke Blutung verursacht hat. Dann kommt rufend eine andere Schwester angelaufen, die das angeblutete Baby und die Blutlache im Flur entdeckt hat. Während ich versorgt werde, zieht sie meinen Sohn um. Als sich die Lage wieder beruhigt hat, gehe ich meinen Sohn stillen. Gewickelt ist ja nun schon und frisch eingekleidet. Dann war doch mal was auf der Station los. Ob sich die Schwestern darüber gefreut haben? Ich weiß es nicht.
In der nächsten Nacht ist das Neugeborenenscreening. Ich gehe direkt mit und tröste mein gestochenes Kind. Alle meine Kinder sind geizig mit ihrem Blut, dadurch müssen sie bei dieser Prozedur echt leiden. Da ich auch schon gut Milch habe, lege ich den kleinen Mann zum Trost an. Schnell ist er getröstet.

Am Sonntag bekommen wir nochmal Besuch, denn auf der Entbindungsstation ist einfach gar nichts los. Den Kindern geht es gut und mein Mann scheint Zuhause einen guten Job zu machen. Das tut alles so gut und tröstet mich über die für mich so schwere Zeit vor der Geburt hinweg.



Da auf der Station nichts los ist, versuche ich die Ruhe so gut es geht zu genießen. Eine Sache ist allerdings brenzlig. Auf meiner Toilette war wohl eine Patientin mit einem Keim. Daher wird bei mir die Abschlussuntersuchung in meinem Bett durchgeführt und es wird ein Abstrich genommen. Das Ergebnis ist zum Glück negativ. Unverantwortlich finde ich es dennoch. Gerade Hochschwangere und im Wochenbett empfindlichere Frauen mit Kranken zusammen zu packen.... Kosteneinsparung juhu.

Am Montagvormittag holt mich meine Freundin aus dem Krankenhaus ab, während meine Mutter Zuhause auf die anderen drei aufpasst. Mein Mann muss ab heute wieder arbeiten. Unser Baby entpuppt sich ziemlich schnell als ausgeglichener und zufriedener Sonnenschein.




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