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Können Kinder schlafen lernen?


DIE SACHE MIT DEM SCHLAFEN

Habt ihr feste Einschlafgewohnheiten oder fallt ihr abends auch einfach erschöpft ins Bett?

Wunschdenken und Realität
Irgendwie ist es ja so, dass man meist erst abends Zeit für sich hat. Und man möchte dann auch gerne noch was Schönes machen, wenn der Pflichtteil erledigt ist. Früher bin ich abends meist vor dem Fernseher gelandet und ich habe mir auch nicht sonderlich viele Gedanken gemacht, wie das dann abends mit unserem ersten Kind wird. Naja, eigentlich hatte ich mir schon viele Gedanken gemacht - nur eben andere als wenn man bereits Erfahrungen hat. Viele Gedanken betrafen vor allem den plötzlichen Kindstod und den dazugehörigen Schlafplatz. Das Baby sollte also im eigenen Bett/Stubenwagen schlafen.

Die Realität sah dann ganz schnell völlig anders aus. Da ich ambulant entbunden hatte, gestaltete sich die erste Nacht als Dauerwanderung innerhalb der Wohnung samt schreiendem Baby im Arm. Mutter und Kind überfordert....

Brav wie ich war, nur das Beste für mein Kind wollend, ging es am nächsten Abend wieder in den Stubenwagen.
Tagsüber hat sie oft bei uns aufm Arm oder mit mir im Bett geschlafen.
Aber so im Tiefschlaf wollte ich mich nachts nicht unbemerkt auf meine Tochter rollen.... es folgte Geschrei. Also blieb sie mit uns wach, bis wir schlafen gingen. Allerdings schien sie den Stubenwagen nicht zu mögen. Oft schrie und weinte sie und ich mit. Ich wollte doch nur das Beste für mein Kind. Irgendwann gab ich es auf und ließ sie bei mir im Bett mit schlafen. Oft direkt auf meiner Brust. Natürlich habe ich den Bettrand gut abgesichert und die kleine Maus nach außen gelegt. In einer Nacht wäre mein Mann fast aus dem Bett gefallen. URSACHE: Die kleine Maus war im Schlaf an mich herangerückt und ich unterbewusst wohl ein Stück zurück und das ging soweit, bis wir eben an der Kante der anderen Bettseite angekommen waren. Ich konnte mir das ganze zunächst nicht erklären... war ja im Tiefschlaf gewesen. Als ich die Maus zurück an das andere Ende legte, schwang sie Beine und Oberkörper direkt wieder in meine Richtung. Soviel also zum Überrollen des Babys im Tiefschlaf und dem Nähebedürfnis meiner Tochter.
Das war ein sehr wichtiges Erlebnis für mich!

Von nun an war ich wesentlich entspannter und neuer Freund vom "verpönten" Familienbett. Und da ich nun viel entspannter war, schlief meine Tochter nun abends sogar zunächst lieb im Stubenwagen.
Nebenbei hatte ich natürlich auch gelernt auf die Müdigkeitsanzeichen zu achten (Gähnen, Augen reiben, etc.).
 

Am Anfang war das total komisch, wenn sie im Stubenwagen schlief. Beim kleinsten Geräusch war ich wach aus Angst, dass meine Tochter an Erbrochenem erstickt, dabei hat sie sich vermutlich nur die Lippen geleckt oder im Schlaf geschmatzt.

Mit etwa 2 Monaten schlief meine Tochter das erste mal durch. Als ich am nächsten frühen Morgen klitschnass erwachte, musste ich erstmal überprüfen, ob meine Tochter noch lebt. Meine Brust hatte sich bereits der überschüssigen Milch entledigt und ich ging erstmal duschen und das Bett neu beziehen, bis Madame dann wach war.

Ab da schlief sie bis auf wenige Ausnahmen durch. Was für ein Segen!

Das änderte sich allerdings mit 6 Monaten - für mich völlig unverständlich bis mir klar wurde, dass der Fisch, den ich ihr zugefüttert hatte, sie wohl sehr durstig gemacht haben musste....
Problem erkannt, Gefahr gebannt.
Als wir sie dann später an ihr Zimmer gewöhnten, war das Einschlafen wieder ein kleines Problemchen. So dass ich oft bei ihr vorm Gitterbett aufm Boden einschlief... oder mich auf dem Boden rutschend aus ihrem Zimmer schlich. Mit der Zeit konnte ich mich auch auf Toilette verabschieden und wenn ich zurück kam, schlief sie dann bereits. Seither ist sie bis auf wenige Ausnahmen ein sehr guter "Schläfer".

Was ändert sich, wenn ein weiteres Kind hinzukommt
Als mein Sohn zur Welt kam, war ich bereits mitten im Thema. Die große (16 Monate alte) Schwester durfte Sesamstraße und Sandmännchen sehen, während ich einen klaren Rhythmus für meinen Sohn hatte.
Zudem hatten wir nun eine Wiege - schaukeln ist wirklich toll im Einschlafprozess eines Säuglings. Auch wenn er nochmals zum Trinken wach wurde, kam ich ins dunkle Zimmer, stillte und ließ ihn in seinem Bett schlafen. Das klappte ganz wunderbar. Und auch wenn das für mich bedeutete, zahlreiche Opfer zu bringen, so hatte ich doch ein gut schlafendes Baby. Natürlich hat er auch zahlreiche Nächte im Familienbett verbracht, aber er hat sehr schnell gelernt, im eigenen Bett (ein-) zu schlafen. Durchgeschlafen hat er allerdings erst mit etwa 8 oder 9 Monaten.
Ganz ähnlich verhielt es sich mit Kind 3.

Wenn man nochmal neu anfängt 
Als Kind 4 dann mit etwas mehr Abstand kam, wollte ich ihn viel mehr genießen, weil ich nun wusste, wie schnell Kinder größer werden und dann irgendwann nicht mehr zum Kuscheln ins Familienbett kommen.

Ich hatte zwar die Wiege neben meinem Bett stehen. Aber bis auf die Spieluhr zunächst nicht wirklich Rituale. Mal abgesehen vom abendlichen Gute Nacht Gebet.
Er schlief zu 100 % mit bei uns im Bett, weil ich ihn einfach nahe bei mir haben wollte. Irgendwann machte ich mir dann allerdings doch Gedanken, wie ich ihn an sein Bett gewöhnen könnte, da er nachts immer mobiler wurde, was zu Schlafmangel meinerseits führte. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Jedesmal wenn ich ihn abends in die Wiege legen wollte, gab es Geschrei.
Wenn er beim Stillen einschlief, konnte ich ihn ohne Probleme umsiedeln. Aber immer häufiger schlief er beim Stillen nicht mehr ein. Das war für mich dann fast wie eine Strafe, besonders wenn Freunde zu Besuch waren und ich gefangen im Schlafzimmer hockte, bis Nr. 4 endlich einschlief.
Ich weiß noch, wie ich an einem dieser Abende dachte "Ach wäre er doch eine Puppe, dann könnte ich ihn einfach hinlegen und rüber zu den anderen gehen..." Noch im selben Augenblick dachte ich "Nein auf gar keinen Fall! Nie im Leben würde ich dieses süße Baby gegen eine Puppe eintauschen."

Damit war der Knoten geplatzt und ich zu jedem Opfer bereit. Ab da fing ich an, einen konstanten Rhythmus - wie schon damals - einzuhalten. Und Stück für Stück konnte ich den Erfolg beobachten, bis ich ihn irgendwann wach, aber müde ins Bett legen konnte und er friedlich alleine einschlief. Das ganze hatte gut 4 - 6 Wochen gedauert. Aber das war es wert. 


Wenn Mama entspannt ist
Mit weiterem Abstand kam dann Kind 5 dazu. Ich war von Anfang an völlig entspannt und so war es auch mit ihm.
Er hat immer und überall alleine einschlafen können.

Ich hatte ihn von Stunde null gut beobachtet und beachtet, wann er müde wurde und umgehend reagiert.
Auch das ist ein wichtiger Schlüssel. Wenn die kleinen Mäuse erstmal über den Punkt hinaus sind, kann es eine gefühlte Ewigkeit dauern, bis sie wieder müde werden und dann auch einschlafen.
Achtsamkeit ist meiner Meinung nach unumgänglich, wenn man sich wünscht, dass das Kind ein guter "Schläfer" wird.


Besondere Umstände können alles erschweren
Unsere Nr. 6 war ein Frühchen und ich konnte nicht von Stunde null nonstopp bei ihm sein, um ihn in seinen Bedürfnissen zu begleiten. Ich hatte nur Bruchteile der Zeit, die ich gerne mit ihm gehabt hätte. Gut war, dass ihm seine Spieluhr vertraut war. So konnte er auch von anderen Personen gut beruhigt werden, wenn es ihm mal nicht so gut ging. Als er nach 4 langen Wochen endlich nach Hause durfte, war ich sehr aufgeregt, wie es mit ihm insgesamt so sein würde.

Es war anstrengend. Oft mehr als das, aber jedes Opfer brachte ich mit Freuden, denn ich wusste es gab für uns beide vieles aufzuholen.

Es hat fast 17 Monate gedauert, bis er endlich alleine im Bettchen eingeschlafen ist und dann auch durchgeschlafen hat. Oft habe ich auf einer Matratze vor seinem Bett geschlafen, oder ihn doch zu uns geholt, was die Nacht allerdings nicht erholsamer gemacht hat. Oder ich bin mit in sein Bett geklettert, bis er schlief. Stundenlang habe ich an seinem Bett gesessen, seine Hand gehalten und für ihn gesungen.
Oft war ich verzweifelt und hatte das Gefühl, dass ich es nie schaffen werde. Das die Angst der ersten Wochen in ihm zu übermächtig ist.
Und am schlimmsten waren andere. Andere, die meinten ich wäre selber schuld, dass der kleine Floh nicht schlafen kann. Wäre zu nachgiebig oder er würde meine Schuldgefühle nur ausnutzen. Und es würde ihm nicht schaden mal zu weinen. Für meinen Geschmack hatte er das bereits mehr als genug und vermutlich vor allem dann, wenn ich nicht da sein konnte. Das ist nicht meins und das hatte ich beim ersten Kind auch noch geglaubt, obwohl mir mein Herz bereits da etwas anderes zuflüsterte.
Meine Erfahrung ist, dass ein Kind umso entspannter und sicherer ist, umso weniger es weinen musste. Es gibt natürlich auch das Weltschmerzweinen, dass jeder mal hat und auch rauslassen möchte. Das dürfen meine Babys/Kinder auch. Aber bitte mit liebevoller Nähe, Trost und Geborgenheit.

Physische Ursachen
Eine anderer massiver Schlafräuber kann eine Atlasfehlstellung sein. Das habe ich am eigenen Leibe erfahren. Nicht sehr wünschenswert. Wer mehr darüber wissen möchte, darf gerne dem Link folgen. Das kann bereits durch die Geburt vorhanden sein - auch Kaiserschnitt!


Rituale
Bis auf die konstante Gewöhnung an eine Spieluhr während der Schwangerschaft, hatte ich mir über Rituale nie wirklich Gedanken gemacht. Dass wir mit unserer Tochter regelmäßig Bücher lesen, war eh früh klar, da mein Mann und ich totale Leseratten sind. Allerdings haben wir das als Abendritual erst recht spät eingeführt - zumindest beim ersten Kind. Auch das abendliche Vorsingen ist erst mit dem zweiten Kind konstant hinzu gekommen. Ebenso eine feste Zeit zum Schlafen gehen. Oder auch das Verdunkeln des Raumes. Zum Mittagsschlaf ging das Rollo nur auf Halbmast, um den Kindern sichere Strukturen zu geben.
Wichtig bei Ritualen ist für mich auch ein konstanter Ablauf, so dass die Kinder in einen für sie angenehmen Rhythmus gleiten können.

Zum Bespiel so:
- Abendbrot essen
- freies Spiel im Zimmer (erstaunlicherweise können die Kinder dann besonders gut alleine spielen, wenn sie ins Bett sollen. Außerdem entspannt sich der eine oder andere nun so gut, dass das große Geschäft vorm Schlafen erledigt ist...)
- umziehen (wickeln) und Zähne putzen
- Gute-Nacht-Geschichte lesen
- beten und Gute-Nacht-Kuss
- Umsiedeln ins Bett
- Schlaflied singen
- Spieluhr aufziehen
- verabschieden samt Guter Nacht Wünsche

Natürlich verändert sich so manches, umso älter die Kinder werden! Und wenn es mal anders läuft, ist das auch ok. Solange man dennoch einen regelmäßigen Rhythmus hat. Denn dieser gibt den Kindern unglaublich viel Sicherheit, hilft ihnen zu entspannen und gut in den Schlaf zu finden. Außerdem ist nichts in Stein gemeißelt. Jeder ist anders und braucht etwas anderes. Wichtig ist, dass man für sich und sein Kind einen Rhythmus findet. Dann ist die Nacht - abgesehen von Krankheit und Co - für alle ein erholsames Ereignis.

Und wenn dann doch mal eine Nacht megachaotisch und anstrengend ist, flüstert man sich selbst leise zu "Das ist nur vorübergehend... nur eine Ausnahme" - denn die Hoffnung stirbt zuletzt.

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